Nach meinem ersten Abstieg konnte ich vor Glück nur weinen.
Lies erzählt, was ihr passiert ist: "Ein Knoten in meinem Fuß entpuppte sich als eine seltene Form von Krebs. Nach einer Chemotherapie und 10 Operationen in sieben Wochen stellte sich heraus, dass die Muskeln in meinem linken Bein bis über das Knie abgestorben waren. Es war ein Kampf zwischen Leben und Tod. Die Ärzte konnten nur eines tun: eine Amputation bis oberhalb des Knies.''
Lies ist ein sportlicher Mensch mit einer großen Liebe und Leidenschaft für Snowboarding, Surfen, Suppen und Wakeboarding. Um snowboarden zu können, brauchte Lies eine Sportprothese. Während der Mentelity Games 2023 konnte sie ihre Sportprothese zum ersten Mal benutzen. Am Dienstag vor der Abreise erhielt Lies ein Foto von ihrem Orthopädietechniker Frank Jol. Ihre Sportprothese, auf die sie so lange gewartet hatte, war endlich fertig. In der Schweiz zog Lies ihre Sportprothese zum ersten Mal an. Ich hoffe, dass ich mit meiner Sportprothese die Freiheit zurückgewinnen kann, die ich jahrelang vermisst habe.
Bei meinem ersten Abstieg spürte ich endlich wieder das Gefühl von Freiheit. Ich konnte nur heulen vor Glück. Einsteigen und den Wind in den Haaren spüren ist für mich das ultimative Glücksgefühl.'' Während der Mentelity Games wurde Lies von Sandro Bohnet unterrichtet: einem Mitglied des Schweizer paralympischen Snowboardteams. Auch Trainer Silvan Hofer war anwesend. ''Ich fühlte sofort eine Verbindung zu Sandro, wir haben beide eine Oberschenkelamputation. Es war super cool, Sandros und Silvans Techniken zu hören und sie gleich auszuprobieren.''
Lies selbst schämt sich nicht für ihre Prothese. Einige andere Teilnehmer empfinden jedoch ein Gefühl der Scham. Ich kann immer ich selbst sein und ich möchte nicht, dass sich jemand schämt. Das ist auch etwas, was ich zu vermitteln hoffe. Die Atmosphäre bei den Mentelity Games ist so gut, dass es keine Rolle spielt, welche körperliche Herausforderung man hat. Es wird eine passende Lösung gefunden, damit jeder mitmachen kann.''
''Ich habe bei den Mentelity Games gelernt, geduldig zu sein. Ich denke nie, dass etwas gut genug ist und alles besser werden kann. So ist es, in der Schweiz habe ich zurückbekommen, dass ich gut bin und dass ich geduldig sein muss, um wieder wie früher snowboarden zu können.'' Lies hat ein Tattoo mit der Aufschrift 'Nait soezen', was in Groningen 'Jammere nicht' bedeutet. ''Nait soezen'' ist das, was mich kennzeichnet, das ist meine Mentalität.''
Willst du dich für einen anderen Menschen engagieren?
Damit auch im nächsten Jahr wieder viele Menschen wie Lies an den Mentelity Games teilnehmen können, wurde ein besonderes Event ins Leben gerufen: die 12-Stunden-Challenge. Dreierteams stellen sich der Herausforderung, 12 Stunden lang in einer Staffel Ski oder Snowboard zu fahren. Dabei sammeln die Teams durch Crowdfunding Geld. Mit diesem Erlös werden die Mentelity Games finanziert.